Abschied von Juli

September 2006

Ein Nachruf

Das vielleicht Schwierigste liegt darin, zu formulieren, was uns bewegt hat. Als Mitspieler, Trainer und Freunde waren wir es gewohnt, Juli um uns zu haben. Das endet nun. Und auszusprechen, welche Gedanken und Gefühle uns jetzt Kopf und Herz durcheinanderwirbeln, wie unfassbar leid uns Julis Familie tut, fällt schwer. Sehr schwer…

Julian Harnack war nicht bloß Mannschaftskamerad und herausragend talentierter Angreifer, auf dessen Konto pro Saison im Schnitt 60 Prozent aller geschossenen Tore des Teams entfielen. Er war ein lebenslustiger, offener, ansteckend kontaktfreudiger, und immer um die Mannschaftseinheit bemühter Freund. Seine Gabe, zu integrieren, bekamen alle, vor allem neue Mannschaftsmitglieder zu spüren. Jeder, der ihn kannte, wurde davon erfasst. Denn unsere „Diva“ machte aus ihren Gefühlen keinen Hehl. Niemals. Julis Emotionen und sein großes Herz waren für jeden offenkundig. Das machte den sensiblen und harmoniebedürftigen Stürmer so entwaffnend symphatisch.

Juli war für wirklich jeden Spaß zu haben. Und er fühlte sich in unserer Mitte wohl, genoss das Rampenlicht und auch so manche „Extrawurst“. So hörte er zwischenzeitlich bestimmt dreimal mit dem Hockeyspielen auf und ließ sich jedes Mal gern überreden, doch weiterzumachen. Überhaupt: So einige Anekdoten bleiben uns im Gedächtnis eingebrannt. Sie geben uns das Gefühl, ihn weiter um uns zu haben. So wie früher. Unsere Freundschaft wuchs seit zehn Jahren mit jeder gemeinsamen Reise, mit jedem Erfolg und Misserfolg zu einem starken Band, das undurchtrennbar schien.

Durch eine schreckliche Diagnose und Julis knapp einjährige Leidenszeit während seines tapferen Kampfes, änderte sich vieles. Fast alles. Doch die Freundschaft blieb. Unser Teamgeist ließ uns noch enger zusammenrücken. Juli suchte, wann immer er konnte, den Kontakt zum Team und war bei unseren Spielen dabei. Unvergessen bleibt, wie Juli – inzwischen auf den Rollstuhl angewiesen – uns im März 2006 auf die Deutschen Hallenendrunde der männlichen Jugend B in Limburg begleitete. Einfach so, um bei uns zu sein. Anders herum versuchten wir als Mannschaft ihm auch immer die Unterstützung zu geben, die uns möglich war. Wir spornten Juli an, machten ihm Mut und litten natürlich auch mit ihm. Dabei fiel es uns häufig schwer, mit Julis schlimmer Situation umzugehen, zumal die Folgen der vielen Behandlungen und der fortschreitenden Erkrankung immer sichtbarer wurden. Was sagt man in einer solchen Momenten? Juli hat es uns mit seiner bis zum Schluss fröhlichen Art zum Glück leicht gemacht. Und er wehrte sich. Sein Kampfgeist war entfacht!

Auch die Hockeyfamilie wurde ihrem Ruf gerecht und sandte zahllose Zeichen der Anteilnahme. Genesungswünsche in Form von unterschriebenen Trikots und Karten aus ganz Deutschland trafen ein und wurden prompt in seinem Zimmer und im Krankenhaus aufgehängt. Nun, wir haben ein langes Jahr zusammen bis zum Schlusspfiff gekämpft und gehofft. Doch unser letztes wichtiges Spiel mit Juli geriet unvermeidbar zu unserer schlimmsten Niederlage.

Juli, wir erinnern uns an Dich als großartigen Hockeyspieler, tollen Menschen und vor allem als unseren wahren Freund. Lustig, stets freundlich und dazu vorbildlich tapfer bis zum Schluss bleibst Du für immer in unseren Herzen.

Die männliche Jugend B des UHC Hamburg
(Jahrgang 1990/1991)

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